Dr. med. Henning Fischer

aut idem


Liebe Patientinnen, liebe Patienten!

Seit dem März 2002 ist es möglich, daß Sie in der Apotheke auf Rezept nicht mehr Ihr gewohntes Präparat erhalten, sondern eines mit anderem Namen aber gleichem Wirkstoff. Die Bundesregierung hat diese sogenannte "aut idem" = "oder ein Gleiches" - Regelung in Kraft gesetzt um Geld zu sparen. Das hat folgenden Hintergrund:

Wenn ein Arzneimittelhersteller ein neues Präparat entwickelt und auf den Markt gebracht hat, fällt dieses Medikament einige Jahre unter Patentschutz. Danach können andere Produzenten, die keinen Forschungsaufwand betreiben und dadurch viel geringere Kosten haben, den Wirkstoff selber herstellen und verkaufen. Weil diese "Generika" natürlich wesentlich billiger sind als die Originalpräparate, haben frühere Bundesregierungen die Verordnung von Generika gefördert (durch Festbeträge usw.). Mittlerweile werden die gleichen Wirkstoffe von vielleicht 2 Dutzend Generika-Firmen nachgebaut, natürlich auch mit unterschiedlichen Preisen. Die Bundesregierung möchte durch "aut idem" erreichen, daß auch von den billigen Generika nur die billigsten (im unteren Preisdrittel) herausgegeben werden. Daher darf der Apotheker das verordnete Medikament durch ein "entsprechendes" austauschen, wenn es billiger ist. Das wiederum hat zur Folge, daß die Medikamente in Farbe, Aufmachung und Darreichungsform sehr unterschiedlich sein können und bei jeder Nachverordnung ein anderes Präparat herausgegeben wird.

Daher sind wir Ärzte gegen die aut-idem-Regelung.

Leider laufen wir Gefahr, in Regreß genommen zu werden (d.h. die verordneten Medikamente aus unserer Tasche bezahlen zu müssen), wenn wir aut-idem ausschließen, was prinzipiell möglich ist.

Wir Ärzte vertreten die Meinung, daß die Risiken von aut-idem wesentlich größer sind als es die zu erwartenden Einsparungen rechtfertigen würden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Berichte darüber, daß Patienten durch Falsch- oder Doppelmedikation zu Schaden gekommen sind. Wahrscheinlich hat es auch Todesopfer gegeben. Ob Ulla Schmidt ruhig schlafen kann?

Auch heute noch im Jahre 2012 werden die Praxen durch die Diskussionen mit Patienten über aut-idem erheblich belastet. Die verantwortlichen Politiker sind da fein raus.

Übrigens haben wir in Deutschland den vollen Mehrwertsteuersatz auf den Medikamenten. Der Staat verlangt also von allen Beteiligten Sparbemühungen, nur sich selber nimmt er geflissentlich aus.
 

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